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Hausmitteilung
25. Februar 2013 Betr.: Literaturnobelpreis, Eier, Drogen
I m Oktober vergangenen Jahres wurde bekannt, dass der chinesische Schriftsteller
Mo Yan den Literaturnobelpreis bekommen solle, eine Entscheidung, die sofort
umstritten war. Dissidenten protestierten, sie halten Mo Yan für staatsnah. SPIE-
GEL-Kulturredakteurin Susanne Beyer und SPIEGEL-Korrespondent Bernhard
Zand versuchten monatelang, ein Interview mit dem Schriftsteller zu bekommen,
doch Mo Yan wollte keine Journalisten empfangen, wehrte auch Anfragen anderer
Blätter ab. Die SPIEGEL-Leute kontaktierten Mo Yans Freunde, standen vor seiner
Wohnanlage, übergaben dem Wachmann ein Schreiben – er legte es auf den Stapel
der anderen. Am Montag dieser Woche nun erscheint Mo Yans Buch „Frösche“
auf Deutsch, die SPIEGEL-Leute ver-
suchten noch einmal, ihn zu einem Tref-
fen zu bewegen, von einem auf den an-
deren Tag sagte er zu, blieb aber vorsich-
tig, sagte, er habe nicht viel Zeit. Als
Zand ihm dann in einem Teehaus gegen-
übersaß, wurde es doch ein langes Ge-
spräch, „und es wurde auch sehr persön-
lich. Es ist offensichtlich, dass ihn die
Vorwürfe seiner Schriftstellerkollegen
hart treffen“, so Zand (Seite 124).
Mo, Zand in Peking
S PIEGEL-Redakteur Michael Fröhlingsdorf kennt die Branche seit der Kindheit:
Seine Eltern hatten einen Landhandel im Bergischen Land, in den Ferien half
er aus – und lieferte Futter, der Sack 50 Kilogramm schwer, zu Hühnerhöfen in der
Umgebung. Illusionen über das Leben auf dem Land, mit Hähnen auf Misthaufen
und Hennen im Glück, machte sich Fröhlingsdorf also nie, doch was er in den ver-
gangenen Monaten in niedersächsischen Betrieben recherchierte, ist ein Skandal:
Zahlreiche Unternehmer halten viel zu viele Tiere in ihren Ställen, und dann ver-
kaufen sie die Eier auch noch als Bio-Produkte, mit Ökosiegel und Aufpreis. Eine
Quälerei der Tiere, eine Täuschung der Verbraucher, womöglich auch eine Straf-
tat; Staatsanwälte ließen mehr als 200 Betriebe durchsuchen. Überrascht ist Fröh-
lingsdorf nur bedingt. „Bio-Eier sind Mangelware, die Nachfrage übersteigt das
Angebot“, sagt der Redakteur, „Betrug lohnt sich“ (Seite 78).
D as erste Treffen zwischen Salvador Martinez, einem ehemaligen Undercover-
Agenten der amerikanischen Drogenpolizei DEA, und SPIEGEL-Redakteur
Takis Würger fand in Texas statt, in einem Restaurant. Würger fragte nach einem
Hotel, in dem er unterkommen könne, und Martinez antwortete, das sei nicht
nötig, Würger könne bei ihm wohnen, das sei überhaupt kein Problem. Würger
war sich da nicht so sicher. Martinez war während seiner Arbeit für die DEA selbst
ein Schwerkrimineller geworden, unter
anderem hatte er einen Mord in Auftrag
gegeben. Würger zog trotzdem bei Mar-
tinez ein, wunderte sich über zehn Sor-
ten Cornflakes in der Speisekammer und
akkurat geschnittenen Rasen und stellte
fest, dass Martinez auch umgänglich sein
kann. Am Ende des Besuchs überreichte
Martinez Würger sogar ein Abschieds-
geschenk: ein Kilogramm getrocknetes
Rindfleisch (Seite 98).
Würger, Martinez in Texas
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Im Internet: www.spiegel.de
DER SPIEGEL 9/2013
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