Daphne Unruh - Himmelstiefe.pdf

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Himmelstiefe
Daphne Unruh
Roman
Prolog
Wie ein Pfeil schieße ich dicht unter der
Wasseroberfläche dahin. Das Wasser ist eine
glitzernde Decke, die sich über mir ausbreit-
et. Ich sehe die Strahlen der Sonne wie aus
einer anderen Welt. Ich fühle mich wun-
derbar. Ich bin so leicht. Ich bin frei. Im Au-
genwinkel nehme ich einen Schatten wahr,
der sich lautlos auf mich zubewegt – ein
wendiger
Schwimmer,
groß
und
anmutig,
mit meergrünen Augen.
Er schenkt mir ein bezauberndes Lächeln.
Seine Seite schmiegt sich an meine. Ich
spüre, wie mein Herz freudig erregt gegen
meine Brust schlägt. Unsere Hände finden
sich. Gemeinsam gleiten wir noch schneller
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dahin, lachen, trudeln umeinander und
küssen uns. Ich weiß nicht, wie lange ich
schon nicht mehr an der Oberfläche war.
Habe ich jemals Lungen besessen? Ich bin
verliebt
in
diesen
Fremden,
irrsinnig
glücklich.
Plötzlich verdüstert sich das Wasser, als
wenn sich eine kleine Wolke vor die Sonne
geschoben hat. Ich warte, dass sie vorüber
zieht. Doch das Glitzern der Sonne kehrt
nicht wieder. Stattdessen werden wir von
einer mächtigen Strömung in die Tiefe gezo-
gen. Ich kralle mich an seiner Hand fest.
Aber es nützt nichts. Wir werden ausein-
ander gerissen. Der letzte Eindruck ist das
Entsetzen in seinen Augen. Dann verschwin-
det er in der Schwärze unter mir. Ich strecke
hilflos die Arme aus. Mein Herz hämmert ge-
gen meine Rippen, jetzt aus Furcht. Alles um
mich herum verwandelt sich in diffuses,
kaltes Grau. Das Wasser drückt auf meine
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Lungen wie Blei. Ich muss an die Oberfläche,
muss atmen. Doch wo ist oben? …
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